Glosse

Seit Oktober 2007 schreibe ich für die Main-Post die Glosse "Gotthold & Eustach" und beleuchte dabei verschiedenste, meistens ganz aktuelle Themen, mit der ganz besonderen Sichtweise von Gotthold und Eustach. Die Glosse erscheint alle zwei Wochen jeweils am Dienstag in der Bad Neustädter Ausgabe der Main-Post. Besucher unserer Internet-Seite können alle Glossen nachlesen.


Arrivederci Katalog Hochdeutsch

(24.07.2018)
 

Wisst ihr, welche Nachricht mich in den vergangenen Tagen am meisten aufgewühlt und beschäftigt hat? Dass Trump den Putin getroffen und sich dabei bis auf die Knochen blamiert hat? Nein, wirklich nicht. Bei dem wundert mich gar nichts mehr, ich staune nur noch. Oder dass angeblich der Bedarf an islamischen Grabfeldern in Bayern steigt? Da bin ich als gebürtiger Grabfelder schon etwas erschrocken. Das wird nichts, da wir eingeborenen Grabfelder ja sowieso schon immer weniger werden. Und jetzt wollen sie uns die islamischen Grabfelder auch noch wegnehmen? Unmöglich! Wir sterben aus! Nein, am meisten geschockt hat mich die Nachricht, dass es zukünftig keinen Otto-Katalog mehr geben soll. 95% aller Kunden würden schon online bestellen und da würde sich der Katalog nicht mehr lohnen, hat man gemeint. Gut, jetzt könnte man sagen, nehmen wir halt den Neckermann-, den Baur-, den Wenz- oder den Quelle-Katalog. Pfeifendeckel! Die gibt's auch nicht mehr! Es gibt zukünftig überhaupt keinen Katalog mehr. Damit endet eine Ära, in der wir groß geworden sind. Generationen von Leuten, meistens Frauen, haben jedes Jahr sehnsüchtig auf die „Herbst/ Winter“ oder die „Frühjahr/Sommer“-Ausgabe der dicken Wälzer gewartet und das soll jetzt aus und vorbei sein? Wie sollen die Kinder dann ihren Wunschzettel für Weihnachten basteln und mit was sollen wir bitte im Herbst das Laub pressen, um es dann in unser Album zu kleben? Kann mir das jemand erklären? Und: für viele Kinder war der Katalog der erste Schritt in die Aufklärung. Haben sich die Seiten mit der Unterwäsche, also BHs, Korsetts, Reizwäsche usw. heimlich angeschaut und die Mutter (nie den Vater!) dann gefragt, was das denn alles zu bedeuten habe. Alles vorbei, Schluss, aus, fertig. Obwohl: dafür ist das Internet ja eine viel ergiebigere Quelle. Ich sage ja: Sodom und Gomorrha. Alles geht den Bach runter und wir müssen uns von einer lieb gewordenen Gewohnheit nach der anderen verabschieden. Es ist einfach nicht aufzuhalten. Was ich jetzt auch gehört habe: die Kühe in Oberbayern und im Allgäu sollen ihre Glocken abgenommen bekommen, weil man sie heutzutage schon elektronisch per GPS suchen und aufspüren kann. Gut, macht es. Aber dann wird es demnächst keine Kühe mehr im Gebirge geben. Warum? Weil die Kühe, müde von der anstrengenden Kletterei in den steilen Bergen, ohne Glocke beim Fressen einschlafen, vom Berg stürzen und jämmerlich zugrunde gehen. Macht nur so weiter! Servus, der Eustach.

 

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