Glosse

Seit Oktober 2007 schreibe ich für die Main-Post die Glosse "Gotthold & Eustach" und beleuchte dabei verschiedenste, meistens ganz aktuelle Themen, mit der ganz besonderen Sichtweise von Gotthold und Eustach. Die Glosse erscheint alle zwei Wochen jeweils am Dienstag in der Bad Neustädter Ausgabe der Main-Post. Besucher unserer Internet-Seite können alle Glossen nachlesen.


Dumm gelaufen Hochdeutsch

(29.05.2018)
 

Jeder, der arbeitet (oder zumindest zur Arbeit muss) müsste jetzt voll entspannt und bestens erholt sein: seit 28. April bis heute gab es insgesamt 32 Tage. Wenn man davon alle insgesamt 15 Samstage, Sonntage, Feiertage und Brückentage abzieht, bleiben gerade einmal 17 Tage, an denen gearbeitet werden musste. Fast halb/halb! Der Mail: mit Brückentagen drei mal drei Tage, einmal vier Tage und nur einmal fünf Tage die Woche arbeiten müssen. Gab es auch noch nicht oft. Es ist halt alles eine Frage der berühmten Verhältnismäßigkeit. Wo man in normalen Monaten im Schnitt zwei Drittel arbeitet und ein Drittel frei hat, war das jetzt im Wonnemonat Mai halt einmal ganz anders und richtig unverhältnismäßig verteilt. Schön - für die Arbeiter! Die haben das sowas von verdient, wenn man bedenkt, wie ungerecht und unverhältnismäßig das Geld, sprich die Löhne und Gehälter, in unser aller Deutschland verteilt sind. Martin Winterkorn, Ex VW-Chef zum Beispiel, hat in Spitzenzeiten sage und schreibe 16,5 Millionen Euro im Jahr bekommen. Von verdient will ich gar nicht reden. 16,5 Millionen! Irgendwie kann man solche Summe nicht richtig einordnen, wenn man sich nicht mit bestimmten Vergleichen behilft. Ich versuche es einmal. Der Mindestlohn in Deutschland ist zurzeit 8,84 Euro pro Stunde. Ein(e) Mindestlohnempfänger(in) verdient damit ungefähr alle sieben Minuten einen Euro. Wenn man also immer in die Hände klatschen würde, wenn ein(e) Mindestlohnempfänger(in) einen Euro verdient hat, müsste man sieben Minuten warten und dann einmal klatschen. Und jetzt kommt's: ein Martin Winterkorn hat bei 16,5 Millionen im Jahr alle 0,6 Sekunden einen Euro gehabt. Bis der Mindestlohnempfänger also eine läppischen Euro bekommt, hat man bei Winterkorn schon 700 (!) Mal geklatscht. Verrückt, oder? Man könnte aus der Haut fahren bei so viel Ungerechtigkeit. Aber jetzt hat es unseren Freund Winterkorn ja erwischt. In den USA wird gegen ihn wegen des Dieselskandals ermittelt und wenn er, der Winterkorn, in die USA einreisen würde, würde sofort festgenommen. Muss man sich vorstellen: 16,5 Millionen pro Jahr, du könntest praktisch jede Woche nach New York, Chicago, Los Angeles, San Francisco, zum Grand Canyon oder sonst wohin jetten. Kannst aber nicht, obwohl das Vermögen zweifellos da wäre. Tja, wie sagt man da so schön: dumm gelaufen! Mein Bedauern hält sich in Grenzen. Servus, der Eustach.

 

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