Glosse

Seit Oktober 2007 schreibe ich für die Main-Post die Glosse "Gotthold & Eustach" und beleuchte dabei verschiedenste, meistens ganz aktuelle Themen, mit der ganz besonderen Sichtweise von Gotthold und Eustach. Die Glosse erscheint alle zwei Wochen jeweils am Dienstag in der Bad Neustädter Ausgabe der Main-Post. Besucher unserer Internet-Seite können alle Glossen nachlesen.


Heiliger Eustachius bitte für uns Hochdeutsch

(27.03.2018)
 

„Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“ So hat er gesagt, unser neuer Innenminister Horst, der Seehofer. Und damit natürlich einen Riesenwirbel ausgelöst. Ich habe mir auch meine Gedanken gemacht und für mich etwas philosophiert. Jede Religion denkt ja, dass sie mit ihrem Glauben recht hat. Das muss so sein, sonst könnte man ja gleich alles vergessen. Wir glauben an unseren Herrgott, die Hindus an Brahma (hat nichts mit größeren Mücken zu tun!), die Buddhisten an Buddha und die Moslems eben an Allah. Jeder soll von mir aus nach seiner Fasson selig werden. Nur wer hat am Ende recht? Keiner, und auch nicht der größte Wissenschaftler, Gelehrte, Forscher oder Nobelpreisträger, kann das zu Lebzeiten voraussagen. Letztlich werden wir es alle selbst merken, nur ist es dann leider zu spät, zu den jeweils anderen zu sagen: „Schau‘, ich habe es doch gleich gewusst, dass es unser Herrgott ist und nicht eurer!!!“ Wenn man sich das alles praktisch vorstellt, kommt man schon ins Grübeln. Stell‘ dir einmal die Enttäuschung vor, wenn du nach deinem unweigerlichen Verblassen hinauf in den Himmel kommst, als erstes auf den heiligen Petrus wartest, von diesem aber weit und breit nichts zu sehen wäre. Dann zweifelst du! Und wenn dann tatsächlich zum Beispiel der Allah vor dir steht und Moslems, die zeitgleich mit dir das Zeitliche gesegnet habe, in Grüppchen feixend zusammenstehen, auf dich schauen und genüsslich „Siehst du!“ rufen, dann würde es dir eiskalt den Buckel hinunterlaufen und gleichzeitig brühwarm bewusst werden: alles, was du auf Erden für deinen Glauben gemacht hast, war für die Katz! 117 km Bittgänge, 243 Wettersegen, 3 1/2 Hektoliter Weihwasser, 823 Rosenkränze, alles zusammen 300 Tage in der Kirche - alles umsonst! Und wenn du ein fleißiger Vierzehnheiligen-Wallfahrer warst, wird die Bilanz noch verheerender. 3.600 Wallfahrtskilometer in 30 Jahren für nichts, 923 Strophen „Reinste Jungfrau, oh betrachte“ voller Inbrunst nutzlos mitgesungen, insgesamt 350 Liter Nothelfertrunk beim Teufel. Und das ganze Geld, das du in deinem gläubigen Leben in die verschiedensten Klingelbeutel oder Dreikönigssammelbüchsen geworfen hast: nutz- und sinnlos! Wenn du oben im Himmel bist, könnte dir es ja egal sein, aber man würde sich halt trotzdem ärgern. Aber gut. Es nützt alles nichts. Hoffen wir weiter, dass wir am Ende recht haben und obenauf sind. In diesem Sinne: „Heiliger Eustachius - bitte für uns!“ Servus, der (weltliche) Eustach.

 

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