Glosse

Seit Oktober 2007 schreibe ich für die Main-Post die Glosse "Gotthold & Eustach" und beleuchte dabei verschiedenste, meistens ganz aktuelle Themen, mit der ganz besonderen Sichtweise von Gotthold und Eustach. Die Glosse erscheint alle zwei Wochen jeweils am Dienstag in der Bad Neustädter Ausgabe der Main-Post. Besucher unserer Internet-Seite können alle Glossen nachlesen.


Fusseln im Nabel Hochdeutsch

(30.01.2018)
 

Es ist doch wirklich erstaunlich, dass man manches erst lernt und kapiert, wenn man schon im fortgeschrittenen Alter ist. Manschettenknöpfe (einzeln, oft gülden und reich verziert) zum Beispiel, habe ich früher als Kind manchmal bei meinem Vater und später bei nobel angezogenen Männern gesehen und dachte, dass man nur von Manschettenknöpfen spricht, wenn sie wie oben beschrieben aussehen. Als ich neulich in einer Zeitung gesehen habe, dass sich Donald Trump eine „45“ auf seine Hemdsärmel sticken ließ, weil er der 45. Präsident der Vereinigten Staaten ist, habe ich den zugehörigen Text interessiert gelesen und dabei erfahren, dass das, wo er sich die „45“ hat aufsticken lassen, nicht wie ich dachte, einfach das vordere Ende seines Hemdsärmels ist, sondern dass man dieses Teil als „Manschetten“ bezeichnet. Und erst dann ist mir klar geworden, warum Manschettenknöpfe Manschettenknöpfe heißen. Weil sie die Manschetten vom Hemd zusammenhalten! Damit hat praktisch jedes Hemd Manschettenknöpfe. Ob jetzt die ganz einfachen, normalen, angenähten oder edle einzelne, wie ich sie als Manschettenknöpfe kenne, spielt damit gar keine Rolle. Es hat einem aber auch niemand erklärt. Und genau das ist mein Vorwurf! In der Schule lernt man so viele Sachen, die man nie mehr in seinem Leben braucht. Den Satz von Phythagoras zum Beispiel, Gleichungen mit mehreren Unbekannten, das genaue Jahr der Schlacht bei Issos (ihr wisst schon: „333 - bei Issos Keilerei“) und und und. Aber Sachen, die Kinder einfach wissen müssen, um ohne böse Überraschungen durchs Leben zu kommen, da hörst du weder von Lehrern, Eltern, noch Bekannten etwas. Das muss jeder selbst erfahren. Wenn du jung bist und irgendwann einmal anfängst, dich selbst und alleine auszuziehen und zu duschen, stellt jeder, der einen Pullover an hat, unweigerlich zu seinem Erschrecken fest, dass er einen Klumpen Fusseln in seinem Nabel hat. Als Erwachsener später kein Problem, man weiß ja, wo es her kommt. Aber als Kind, wenn du das erste Mal Fusseln in deinem Nabel entdeckst, sie heraus puhlst und betrachtest, weißt du nicht, was los ist. Löse ich mich langsam auf? Kommt da Dreck von innen heraus? So etwas gehört den Kindern gelernt, damit sie darauf vorbereitet sind. Eine herrliche Vorstellung, wenn in der Schule „Lebenspraxis“ auf dem Stundenplan stehen würde, man das zugehörige Buch aufschlägt und als Überschrift „Fusseln im Nabel“ lesen würde. Oder nicht? Servus, der Eustach.

 

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