Glosse

Seit Oktober 2007 schreibe ich für die Main-Post die Glosse "Gotthold & Eustach" und beleuchte dabei verschiedenste, meistens ganz aktuelle Themen, mit der ganz besonderen Sichtweise von Gotthold und Eustach. Die Glosse erscheint alle zwei Wochen jeweils am Dienstag in der Bad Neustädter Ausgabe der Main-Post. Besucher unserer Internet-Seite können alle Glossen nachlesen.


Wo ist der Rückwärtsgang Hochdeutsch

(30.10.2018)
 

Neulich habe ich mich ja schon einmal darüber ausgelassen, dass irgendwann (fast) alles automatisch funktioniert. Aber wie schnell das vorangeht, habe ich erst jetzt wieder gemerkt, als ich einmal das Auto meines Sohnes gebraucht habe. Und er nicht dabei war. Wenn du früher in ein fremdes Auto gestiegen bist, war die einzige Frage: „Wo ist der Rückwärtsgang?“ Alles andere war klar. Schlüssel erst außen in die Tür, dann innen in‘s Zündschloss gesteckt, herumgedreht und schon ist die Kiste gelaufen. 4-Gang-H-Schaltung, Kupplung treten, erster Gang links vorne - und los ist es gegangen. „Kupplung?“ werden die jungen Leute fragen. „Was ist denn das?!“ Ja, braucht es nicht mehr. Die meisten Autos werden schon nur noch mit Automatik-Getriebe angeboten, weil alle zu faul zum Schalten sind! Und: Ölmessstab? Abgeschafft. Macht man heute von innen aus elektronisch über das Menü. Abblendlicht-Hebel? Abgeschafft. Der Fernlichtassistent merkt, wenn ein Auto entgegenkommt und blendet ab. Drehknöpfe? Abgeschafft. Alles Touch. Wildschaden? Nicht abgeschafft, aber wird es bald auch nicht mehr geben. Das Auto prüft mit Infrarotkamera, ob Wild von rechts oder links kommt und bremst im Notfall schon lange, bevor das Reh, der Hase oder das Wildschwein auf der Straße ist. Wenn man seine Fahrspur verlässt, weil man vielleicht kurz eingenickt ist, zappelt das Lenkrad und wenn Energie gespart werden soll, vibriert das Gaspedal und mahnt so zum langsamer fahren. Alles irgendwie ein blödes Gefühl, wenn man merkt, dass das Auto gescheiter ist als man selbst und zu sagen scheint: „Lass mich mal machen, ich kann es besser als du.“ Und dann gibt es noch Zeug, da könntest du verrückt werden! „Smart Key“. Du läufst vom Auto weg und der intelligente Schlüssel schließt automatisch zu. Du kommst zurück, läufst auf das Auto zu und der Schlüssel macht auf. Musst du halt wissen!!! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich geflucht habe, als ich – den „smart key“ in meiner Cordhose - vom Auto weggelaufen bin, dem Frieden aber nicht getraut habe und noch einmal prüfen wollte, ob das Auto auch wirklich zu ist. Zurückgelaufen, war es wieder auf. Logisch! Zehnmal reicht nicht, dass ich weg und wieder hin bin. Auch schön am modernen Auto: die Sprachsteuerung! „Kann ich noch etwas für Sie tun?“ hat es mich höflich gefragt. „Ja, das Wohnzimmer gehört tapeziert, die Kartoffeln müssen raus und der Garten gehört umgegraben. Aff!!!“ Servus, der Eustach.

 

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